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Friedrich Heinrichs ist am 1. Februar 1863 in Schwelm geboren und 1948 in Bergisch-Gladbach gestorben. Von 1892 bis 1907 betreut er in Bethanien (Deutsch Südwestafrika heute Namibia) als Missionar die Station der Rheinischen Missionsgesellschaft als deren Sendbote Gottes.

Der Aufbau dieser Homepage

Diese Darstellung befasst sich vorwiegend mit den regelmäßigen Berichten Friedrich Heinrichs als Missionar an die Rheinische Missionsgesellschaft in Barmen. Jedoch bemüht sie sich auch, sie zum besseren Verständnis mit den Personen zu verknüpfen, mit denen er zu tun hat. Zudem werden die Besonderheiten der Orte erläutert , die er erwähnt. Schließlich werden die Ereignisse analysiert, die ihn im Laufe seines Aufenthaltes bewegen. Vorrangig geht es aber darum, an Hand seiner „Reportagen“ darzustellen, welche persönlichen Erlebnisse und Eindrücke er mitteilt. Es geht um Alltagsprobleme, um finanzielle Not, um Krankheit und Tod, um Zweifel, ob es gelingt, den Missionsauftrag zu erfüllen.

Hier geht es zu der Präsentation der Berichte!

Die Gründe für die Einrichtung dieses Internetauftritt

Wird ein gewisses Alter erreicht, beschäftigt man sich intensiver mit seinen Vorfahren. Dies gilt auch für den Verantwortlichen dieses Internetauftritts. Im Verlauf der Recherchen hat er einen kostbaren Erinnerungsschatz entdeckt: Nämlich die ausführlichen Berichte seines Großvaters an die Rheinische Missionsgesellschaft. Das Archiv- und Museumsstiftung der VEM hat sie ihm dankenswerter Weise im PDF-Format zur Verfügung gestellt. Von 1892 bis 1907 legt Friedrich Heinrichs als Missionar über seine Tätigkeit in Bethanien (Deutsch Südwestafrika) unregelmäßig der Rheinischen Missionsgesellschaft Rechenschaft ab . Es handelt es sich um handschriftliche Texte in Kurrentschrift, die später durch Sütterlin abgelöst wurde . Diese Besonderheit ist für ihn und genauso für den Leser dieser Homepage eine Herausforderung, denn damit ist rätselndes „Übersetzen“ notwendig. Deswegen sind bisher (Stand 22.12.2023) erst 19 Dokumente transkribiert. Eile mit Weile!

Der Verantwortliche des Internetauftritts und die Beiträge von Tabea Glauser

Autor und Verantwortlicher dieses Internetauftritts ist Rechtsanwalt Hartmut Riehn als Enkel müttlerlichseits von Friedrich Heinrichs.

Tabea Glauser als Ururenkelin Friedrich Heinrichs hat sich schon 2012 mit dessen Berichten befasst. In ihrer bei dem Departement für Evangelische Theologie der Theologischen Fakultät der Universität Bern eingereichten Masterarbeit, „Eine Analyse von Friedrich Heinrichs Missionsberichten von 1904 bis 1907„, thematisiert sie dessen letzte Wirkungsjahre in Bethanien. Ihr Werk ist für den Verantwortlichen dieses Internetauftritts ein unglaublicher Glücksfall, denn hier wird auf der Grundlage der Berichte überzeugend dargestellt, wie er sich auch in dieser Epoche bemüht, als Sendbote Gottes sein Amt zu führen, zwischen der „Schutzmacht“ und den ihm anvertrauten „schwarzen“ Gemeindemitgliedern zu vermitteln, und in Nöten vielfältigster Art praktisch zu helfen.

Im Laufe der nächsten Monate, werden wesentliche Passagen ihrer Masterarbeit im vorliegenden Zusammenhang zitiert werden. Tabea Glauser ist mittlerweile Pfarrerin

Die Rheinische Missionsgesellschaft

Die Rheinische Missionsgesellschaft entstand 1828 durch den Zusammenschluss der drei evangelischen Missionsvereine aus Elberfeld, Barmen und Köln. Sie bestand bis 1971 und ging damals gemeinsam mit der Bethel Mission in der heutigen Vereinten Evangelischen Mission (VEM) auf.

Die Organisation der Rheinische Missionsgesellschaft (RMG)

„Die Mis­si­ons­ge­sell­schaft war recht­lich ein Ver­ein. Sei­ne Mit­glie­der – Ein­zel­per­so­nen, Kir­chen­ge­mein­den und spä­ter auch Lan­des­kir­chen – ka­men in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den zu ei­ner „Haupt­ver­samm­lun­g“ (spä­ter Ge­ne­ral­ver­samm­lung) zu­sam­men, be­stimm­ten den  Vor­stand, bis 1962 „De­pu­ta­ti­on“, da­nach Mis­si­ons­lei­tung ge­nannt und ent­schie­den in wich­ti­gen Fra­gen, et­wa bei der Er­öff­nung ei­nes neu­en Mis­si­ons­ge­bie­tes. Der De­pu­ta­ti­on stand ein Prä­ses vor, die Ge­schäf­te führ­te ein Se­kre­tär. Die Po­si­tio­nen von Prä­ses und Se­kre­tär wur­den zu­erst von be­nach­bar­ten Bar­mer Pfar­rern wahr­ge­nom­men, seit 1842 stell­ten sich auch „Lai­en“, meist Kauf­leu­te aus dem Wup­per­tal, da­für zur Ver­fü­gung. Seit 1960 fin­den sich Ver­tre­ter der rhei­ni­schen und/oder der west­fä­li­schen Kir­chen­lei­tung in den Lei­tungs­gre­mi­en der Mis­si­ons­ge­sell­schaft. Da al­le Mit­glie­der der De­pu­ta­ti­on eh­ren­amt­lich tä­tig wa­ren, wuchs der Di­rek­tor des Se­mi­nars – In­spek­tor ge­nannt – fast au­to­ma­tisch in die Po­si­ti­on des ei­gent­li­chen Lei­ters, der im Auf­trag der De­pu­ta­ti­on han­del­te.“

https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-rheinische-mission/DE-2086/lido/5e565056e7a506.35216030

Die Missionare der Rheinischen Missionsgesellschaft

Die Le­bens­läu­fe der Mis­sio­na­re bis et­wa zum Ers­ten Welt­krieg glei­chen sich in vie­ler­lei Hin­sicht. Für sie al­le war die ei­ge­ne Kon­fir­ma­ti­on ein wich­ti­ges Da­tum in der Ent­wick­lung ih­res Glau­bens. Im­mer er­wäh­nen sie ihr En­ga­ge­ment in den Hei­mat­ge­mein­den und fast im­mer kön­nen sie, oft in ei­ner heu­te fremd an­mu­ten­den er­bau­li­chen Spra­che, die Um­stän­de und so­gar den Zeit­punkt ih­rer re­li­giö­sen Er­we­ckung, ih­rer Be­keh­rung und Er­ret­tung von der Sün­de, an­ge­ben. Beim Ein­tritt in das Se­mi­nar wa­ren die Mis­si­ons­kan­di­da­ten nicht ver­hei­ra­tet. Ei­ne Ver­lo­bung wäh­rend ih­rer Aus­bil­dung be­deu­te­te de­ren En­de. Vor ih­rer Aus­sen­dung wur­den die meis­ten Mis­sio­na­re or­di­niert. Ih­re In­struk­ti­on ver­pflich­te­te sie zu un­be­ding­tem Ge­hor­sam ge­gen­über der Mis­si­ons­lei­tung. Zü­ge ei­nes Mönchs­or­dens, den die Ge­mein­schaft der Mis­sio­na­re bil­de­te, weist auch die Ehe­lo­sig­keit der Mis­sio­na­re auf, die an­fangs durch­aus in Be­tracht ge­zo­gen wur­de, doch nicht durch­ge­hal­ten wer­den konn­te. Wenn ein Mis­sio­nar hei­ra­ten woll­te, konn­te er dies erst nach ei­ni­gen Jah­ren Mis­si­ons­dienst tun. Die Rhei­ni­sche Mis­si­on über­nahm dann die Aus­wahl sei­ner Ehe­frau. Auch sie muss­te stren­gen Kri­te­ri­en ge­nü­gen, re­li­giö­se Über­zeu­gung, stren­ge Sitt­lich­keit und die Be­reit­schaft zu Hin­ga­be und Op­fer spiel­ten ei­ne gro­ße, Ge­füh­le von Zu­nei­gung und Sym­pa­thie gar kei­ne Rol­le. Der ge­mein­sa­me Dienst an der Mis­si­on soll­te die Ehe­part­ner ver­bin­den, das muss­te ge­nü­gen.  Denn auch die Mis­sio­nars­frau­en ar­bei­te­ten mit am Auf­bau der Ge­mein­de, dar­in den Pfarr­frau­en ver­gleich­bar. Sie lei­te­ten Näh­ver­ei­ne, Sing- und Schul­stun­den und pfleg­ten Kran­ke. Be­las­tend und mit ho­hem Ri­si­ko ver­bun­den wa­ren die häu­fi­gen Kind­ge­bur­ten mit­ten in der Wild­nis. Ver­mut­lich das grö­ß­te Op­fer, das die Mis­sio­nars­fa­mi­li­en auf sich nah­men, be­stand dar­in, dass sie ih­re Kin­der, wenn die­se das schul­pflich­ti­ge Al­ter er­reicht hat­ten, zur Aus­bil­dung nach Deutsch­land zu­rücksand­ten. Al­le rhei­ni­schen Mis­sio­na­re bil­de­ten ei­ne Bru­der­schaft. Zu­nächst durch die ge­mein­sa­me Ar­beit und die Be­ru­fung zwar in­ner­lich fest, aber or­ga­ni­sa­to­risch nur lo­cker ver­bun­den, sam­mel­te sie sich seit 1888 um ein Pu­bli­ka­ti­ons­or­gan, den ‚Bru­der­gru­ß‘.

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Die Berichtspflicht Friedrich Heinrichs an den Inspektor und die Deputation

Im Fall Friedrich Heinrichs ist Inspektor Schreiber der Zuständige, dem er zu berichten hat. Später ist es Inspektor Spiecker.

Damit der Kontakt zwischen Barmen und dem Missionsfeld nicht abbricht, ist er gemäß der einschlägigen Instruktion verpflichtet, vierteljährlich einen Bericht an die Deputation zu senden. Diese Berichte geben ihm auch die Möglichkeit, um Rat zu fragen oder Bitten vorzutragen. Ausdrücklich ist es untersagt, ohne Einwilligung der RMG Schulden zu machen. Deswegen thematisiert Friedrich Heinrichs in seinen Berichten immer wieder die finanzielle Not der Missionsstation. Es geht um die Finanzierung von Dach- und Hausreparaturen, die Renovierung der bisherigen Kirche und die Errichtung einer neuen Kirche. Im Übrigen ist die Instruktion der RMG darauf gerichtet, es Friedrich Heinrichs zu ermöglichen, sein Amt selbständig in eigener Verantwortung zu führen.

Die Bedeutung der Berichte an die Rheinische Missionsgesellschaft

Tabea Glauser schildert in ihrer Magisterarbeit auf Seite 41 die Lage, in der sich Friedrich Heinrichs als Missionar befindet:

Die Deputation sah sich in einer familiären Beziehung mit jedem ausgesandten Mitglied der Gesellschaft verbunden. Neben dem einerseits, durch die Verbindung im Leib Christi, geschwisterlichen Verhältnis, pflegten sie andererseits ein Vaterverhältnis zu ihren sogenannten Zöglingen: ,,Euer Aufenthalt in unserm Missionshause hat uns in ein Vaterverhältnis zu Euch gesetzt, und wir können diese väterliche Stellung aus Drang unsres Herzens auch selbst dann noch nicht auf­ geben, wenn Länder und Meere uns trennen.“ So sind die an die Deputation gerichteten Berichte von Friedrich Heinrichs jeweils mit der Formel: ,,In dem Herrn gelieb­te Väter!“ überschrieben. Dass es sich bei den Vätern jedoch auch um eine Kontrollinstanz handelte, wird in folgendem Zitat sichtbar: ,,Dennoch werdet ihr nie die Stellung verkennen, in welcher ihr in dem ganzen Gange Eurer Missionswirksamkeit von den Vorstehern unsrer Missions-Gesellschaft abhängig bleibt, und in der Deputation der Rheinischen Missions-Gesellschaft die oberste leitende und entscheidende geistliche Behörde Eurer Missionsthätigkeit zu er­ kennen habt.“ Da sich die Deputation aus vielen unterschiedlichen Mitgliedern zusammensetzte, hatten die an sie gerichteten Berichte einen gewissen öffentlichen Charakter. So kam es, dass Heinrichs einige Ereignisse, von denen er in seiner Position als Vertrauensperson erfuhr, mit für die betreffenden Personen heiklerem Inhalt, nicht in diesen Berichten erwähnte und sie nur dem Inspektor schrieb.“

Zwischen den Fronten – Missionar im Nama-Aufstand, Eine Analyse von Friedrich Heinrichs Missionsberichten 1904 bis 1907 vom 15.02.2012

„Bei der Grün­dung der Rhei­ni­schen Mis­si­on stand von vorn­her­ein fest, dass die Ge­sell­schaft selbst Mis­sio­na­re aus­sen­den woll­te. Für jun­ge Män­ner war die­ser neue Be­ruf da­mals ei­ne der we­ni­gen Mög­lich­kei­ten des so­zia­len Auf­stiegs, ent­spre­chend hoch wa­ren die Be­wer­ber­zah­len. Meist be­war­ben sich Hand­wer­ker und Ar­bei­ter, die gern ge­nom­men wur­den, weil sie ne­ben ih­rer geist­li­chen Tä­tig­keit „pra­xis­taug­li­ch“ wa­ren. Es war den Ver­ant­wort­li­chen von An­fang an klar, dass die Mis­si­on ein­her­ge­hen muss­te mit ei­ner Art von frü­her „Ent­wick­lungs­hil­fe“. Da­ne­ben spiel­te das „kirch­li­che En­ga­ge­men­t“ der Be­wer­ber na­tur­ge­mäß ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Die Aus­bil­dung zum Mis­sio­nar fand in ei­nem Se­mi­nar statt, das be­reits 1827 ein­ge­rich­tet und ur­sprüng­lich für „Schul­leh­rer für die Hei­den­welt“ be­stimmt war. Die Aus­bil­dung dau­er­te drei Jah­re, seit 1858 vier Jah­re und um­fass­te Kur­se in Bi­bel­kun­de, „Ge­schich­te des Rei­ches Got­tes“, Pas­to­ral­theo­lo­gie, Mis­si­ons­ge­schich­te, Geo­gra­phie, Na­tur­ge­schich­te, Spra­chen (Eng­lisch und Hol­län­disch) und Päd­ago­gik. Mit der Ver­län­ge­rung der Aus­bil­dung wur­de ei­ne Vor­schu­le ein­ge­rich­tet, in der die Aspi­ran­ten in den Ele­men­tar­fä­chern, in de­nen ih­re Kennt­nis­se häu­fig nur dürf­tig wa­ren, un­ter­rich­tet wur­den. Da­zu wur­de jetzt der Sprach­un­ter­richt in­ten­si­viert und Kennt­nis­se auch in den al­ten Spra­chen La­tein, Grie­chisch und He­brä­isch ver­mit­telt, da­mit die Mis­sio­na­re in der La­ge wa­ren, wich­ti­ge bib­li­sche Be­grif­fe in die Spra­che der „Hei­den“ zu über­tra­gen und de­ren Spra­che bes­ser zu er­ler­nen. Ei­ne Schu­le soll­te der ers­te „An­knüp­fungs­punk­t“ der Mis­sio­na­re sein, und um die­se her­um soll­te ei­ne Ge­mein­de ge­sam­melt wer­den. Seit 1873 galt die Re­gel, dass al­le Kan­di­da­ten die zwei­jäh­ri­ge Vor­schu­le und das vier­jäh­ri­ge Se­mi­nar ab­sol­vie­ren muss­ten, und bei der nächs­ten Re­form der Aus­bil­dung 1926 wur­de die­se so­gar auf sie­ben Jah­re ver­län­gert. Ei­ne letz­te Än­de­rung er­folg­te nach dem Zwei­ten Welt­krieg, als sich die Kirch­li­che Hoch­schu­le Wup­per­tal ne­ben den Ge­bäu­den der Rhei­ni­schen Mis­si­on eta­bliert hat­te und den Mis­si­ons­kan­di­da­ten er­mög­licht wur­de, zwei bis drei Se­mes­ter auch dort zu stu­die­ren. Der Se­mi­narab­schluss­prü­fung folg­te wie bei den aka­de­mi­schen Theo­lo­gen seit 1961 ei­ne Vi­ka­ri­ats­zeit und ein zwei­tes theo­lo­gi­sches Ex­amen, so dass die rhei­ni­schen Mis­sio­na­re, wenn sie nach zwei Ar­beits­pe­ri­oden (min­des­tens zehn Jah­re) in Über­see zu­rück­kehr­ten, in den Dienst ei­ner deut­schen Lan­des­kir­che tre­ten konn­ten. Die Aus­bil­dung der Auf­ge­nom­me­nen fand zu­erst an drei Ta­gen in der Wo­che statt, in der üb­ri­gen Zeit üb­ten die Zög­lin­ge ih­ren er­lern­ten Be­ruf wei­ter aus. Mit der Re­form in der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts fie­len die „Be­rufs­ta­ge“ fort. 1832 er­rich­te­te die Rhei­ni­sche Mis­si­on ihr ers­tes Mis­si­ons­haus, in dem die zu­künf­ti­gen Mis­sio­na­re mit ei­ni­gen ih­rer Leh­rer ge­mein­sam leb­ten. Zu Di­rek­to­ren und Leh­rern des Se­mi­nars be­rief man aus­ge­bil­de­te Theo­lo­gen. Ne­ben­amt­lich un­ter­rich­te­ten da­zu ei­ni­ge Wup­per­ta­ler Pfar­rer. Das Se­mi­nar be­gann sei­nen Be­trieb mit we­ni­gen Schü­lern, sei­ne grö­ß­te Be­legs­tär­ke er­reich­te es in den spä­ten 1920er Jah­ren mit 95 Zög­lin­gen. Ei­nen Tief­punkt mit 24 Schü­lern gab es di­rekt nach dem Ers­ten Welt­krieg, als die Zu­kunft der Rhei­ni­schen Mis­si­on über­haupt un­si­cher war. Im Lau­fe sei­ner Ge­schich­te hat das Se­mi­nar auch im­mer für die Aus­bil­dung von Aus­lands­pre­di­gern an­de­rer Ge­mein­den und Ver­ei­ne of­fen ge­stan­den. Zum Bei­spiel wur­de 1837 in Lan­gen­berg (heu­te Stadt Vel­bert) ei­ne „Evan­ge­li­sche Ge­sell­schaft für die pro­tes­tan­ti­schen Deut­schen in Nord­ame­ri­ka“ ge­grün­det und 1865 kon­sti­tu­ier­te sich in Bar­men ein ent­spre­chen­des Co­mité für Süd­ame­ri­ka, das 1881 mit dem Lan­gen­ber­ger Ver­ein fu­sio­nier­te. Bei­de Ver­ei­ne nah­men, eben­so wie deut­sche Ge­mein­den in Süd­ru­ß­land oder im da­ma­li­gen Os­ma­ni­schen Reich, das Mis­si­ons­se­mi­nar für die Aus­bil­dung ih­rer Pre­di­ger in An­spruch. Die Ent­wick­lung in den über­see­ischen Kir­chen, in de­nen zu­neh­mend ein­hei­mi­sche Pfar­rer die eu­ro­päi­schen Mis­sio­na­re ab­lös­ten, führ­te da­zu, dass das Se­mi­nar seit 1970 kei­ne neu­en Schü­ler mehr auf­nahm. Die letz­te Ab­schluss­prü­fung fand 1975 statt. Für die „re­li­giö­se At­mo­sphä­re“ des Wup­per­tals ist das Se­mi­nar von gro­ßer Be­deu­tung ge­we­sen. Die rhei­ni­schen Se­mi­na­ris­ten gin­gen mit ih­rer er­weck­li­chen Fröm­mig­keit in die Ge­mein­den und un­ter­stütz­ten die Pfar­rer in ih­rer Ar­beit, be­treu­ten Kin­der­got­tes­diens­te, Jüng­lings­ver­ei­ne, Frau­en­grup­pen und an­de­re Ge­mein­de­krei­se. Durch ih­re Bi­bel­ar­beit in Dön­berg, ei­nem Dorf im Nor­den des Wup­per­tals, sam­mel­ten sie Chris­ten je­den Al­ters um sich und reg­ten sie an, ei­ne ei­ge­ne Ge­mein­de zu grün­den.“

Fundstelle: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-rheinische-mission/
Missionar Friedrich Heinrichs

Missionsgebäude und Seminar auf der Hardt, undatiert. (Archiv- und Museumsstiftung der VEM)