27.06.1895 Bericht Friedrich Heinrichs

Bericht von Friedrich Heinrichs vom 27. Juni 1895 an Inspektor Schreiber: Er dankt nach dem Tod seiner Ehefrau, Lydia Brandt, für die Anteilnahme und beschreibt seine große Trauer. Er teilt mit, Cornelius Frederiks sei friedlich in die Gemeinde zurückgekehrt. Zudem ist der erfolgreiche Bau von Gärten ein Thema. Abschließend freut er sich über die Niederlage von Leutnant von Ziethen, den Leutwein abberuft.

„Bethanien, den 27. Juni 1895.
Lieber Herr Inspektor Dr. A. Schreiber!
Vielen dank für die beiden Briefe vom 10. April und 9. Mai dieses Jahres. Weil derjenige vom 9. Mai über Lüderitzbucht gesandt wurde, so erhielt ich denselben 5 Tage früher wie den Ersteren. Es war der erste Brief von Deutschland, der mir liebevolle Teilnahme entgegen brachte. Empfangen Sie deshalb meinen innigsten Dank. Ich durfte aufs Neue sehen, wie lieb auch Sie die selig entschlafenen Lydia hatten. Und wer sie näher hatte kennen gelernt, der konnte auch nicht anders als sie von ganzem Herzen lieb gewinnen. Sie verstand es so recht andere Herzen an sich zu ziehen. Dieselbe Kunst sah sie auch hier bewiesen, so daß viele Leute hierselbst jetzt noch oft zu mir sagen: „Het is zur jamer dat wy onze lieve Frou niet meer zien konnen. Het woonhuis van Myn Heeren en ook de vergaderingen in ons Godhuis ……
Alle zwei Tage oder oft von Zeit zu Zeit finde ich auf dem Grabe der Unvergeßlichen ein grünes Zweiglein von einem Ebenholzbaum in die Erde gesteckt, und wenn dies nicht ist, dann habe ich die Freude einen schönen Blumenstrauß auf dem Grabhügel, der neben einem prächtigen Oleanderbaum gelegen ist, eingepflanzt zu sehen. Diese Erweisungen der Liebe kann noch wohl nichts anderes bedeuten als ein Liebesfeuer, angezündet von der friedlich Entschlafenen, welches nun noch in den Herzen hier auf Erden weiter brennt. Wenn ich das Leben und Wirken meiner lieben Lydia oft betrachtete, so mußte ich mir sagen: ein Stück Leben von der stillen Maria und ein Teil von dem Leben der mutigen Martha das erst in Bethanien erst durch sie in Natura vor Augen trat.
Auch von meinen lieben Schwiegereltern empfing ich am Sonnabend, den 22. Juni einen Brief, worin sie ihre tiefe Trauer über den schnellen Heimgang ihrer geliebten Tochter aussprechen. Sie nehmen aber auch innigen Anteil an meinem Schmerz und frage tiefbesorgt: „Aber lieber Fritz was machst Du nun in Deiner Einsamkeit? Lydia ist droben beim Herrn, und wir warten auf ein frohes Wiedersehen im ewigen Licht, aber du bist nun wieder allein. Wir fühlen mit dir und bitten den Herrn, daß er Dich trösten möge.“ Ich darf wohl sagen, noch nie habe ich den Trost von Oben so sehr empfunden, wie gerade in dieser schweren Zeit. Allein wenn Briefe von Deutschland oder anders wo her kommen, die mir die schwere Vergangenheit aufs deutlichste wieder vor Gesicht führen, dann will mir aufs Neue das fast brechen. Und doch begrüße ich derartige Briefe stark mit Freuden. War mir doch die Zeit furchtgar lang, bis ich mal Nachricht aus der lieben Heimat hatte, die mir bezeugt, daß den Lieben daheim der schwere Verlust auch bekannt war. Ich danke Ihnen auch noch ganz besonders dafür, daß Sie meinen Schwiegereltern innige Trostworte zugerufen haben.
Auch Ihrer lieben Frau Inspektor sage ich hiermit meinen innigsten Dank für den herzlich teilnehmenden Gruß.
Sie fragten, wie es meinem gebrochenen rechten Arm gehe? Daß es besser geht als ich Ihnen auf Keetmannshoop den letzten Brief schrieb, beweist schon dieser Brief. Sie haben wahrscheinlich denselben nur mit großer Mühe lesen können. Aber Sie werden mein schlechtes Schreiben entschuldigt haben, weil ich nicht besser konnte. Dem Herrn sei Dank, daß ich meine rechte Hand wieder gebrauchen kann. Leider ist die Bruchstelle etwas schief angewachsen, und ich habe auch noch nicht die nötige Kraft. Ich vermag zum Beispiel nur mit großer Mühe Brot schneiden und Schweres aufheben geht überhaupt nicht, nicht einmal einen Stuhl heben. Das ist ein großes Hemmnis im Haushalten und in äußerlichen Arbeiten überhaupt. Und da entbehre ich die emsige Lydia von Tag zu Tag mehr.
Eine weitere Frage stellen Sie und wünschen gerne etwas über den früheren Ältesten Cornelius Frederiks und seinem Anhang zu hören.
Nach dem bekannten Bürgerkrieg hierselbst kam Cornelius Frederiks mit seinem Schwiegervater Hendrik Wittbooi hierher, kurz vor dem Frieden zwischen Letzterem und den Deutschen in Neukloeff, und Hendrik wünschte den Frieden zwischen seinem Schwiegersohn und dem hiesigen Kapitän Paul Frederiks. Es waren sehr viele Witkams respektive der Anhang von Cornelius beim Friedensabschluß vertreten. Am Schluß dieser großen Verhandlungen sprach Hendrik den ernsten Wunsch aus, daß dieser Friede niemals wieder gebrochen werden möchte und schloß mit Gebet.
die vielen Anführer mit ihren…………….. wird fortgesetzt. H. Riehn