26.03.1895 Bericht Friedrich Heinrichs

Friedrich Heinrichs berichtet der Deputation am 26. März 1895
über den Tod seiner Ehefrau im Kindbett am 22. März 1895

Bethanien, den 26. März 1895, an die Rheinische Missionsgesellschaft Barmen.
In dem Herrn geliebte Brüder!
Die auf den Herrn harren kriegen nun Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie wandeln, und nicht matt werden, dass sie eilen und nicht matt werden.“ Dieses herrliche Wort des Propheten Jesaias ist mir in diesen Tagen besonders wichtig geworden und hat mich getröstet in meinem Schmerz. Es hat dem Herrn über Leben und Tod gefallen, meine innig geliebte Frau nach kurzem, schwerem Leiden am 22. März in die ewige Ruhe des Volkes Gottes abzuberufen. Die Selige stand vor einer Entbindung. Und weil die Zeit ihrer Niederkunft gekommen war und zudem sie das ganze Jahr hindurch gesund war, so dachten wir der Herr werde in Gnaden durchhelfen. Am Sonntag, den 17. März, fingen die Schmerzen an und währten leider fort bis zum Ende. Trotz der vielen Krampfanfälle konnte das Kind nicht zur Geburt kommen.
Schwere Tage waren es, die meine geliebte Frrau durchzukämpfen hatte. Oft fühlte sie sich ganz verlassen und schrie dann zum Herrn: „Oh Herr mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Warum habe ich Deinen Zorn verdient, aber Du vergibst auch wieder um Jesus willen. Aus tiefer Not schrei ich zu Dir, oh Herr wofür meine Qualen?“ Nach solchen dunklen Stunden konnte sie dann aber auch wieder getrost ausrufen: „Fürchte Dich nicht, denn ich habe Dich erlöset, ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen; Du bist mein.“ Erlöst sollte sie auch werden, das sahen wir am Freitagmorgen früh 7 Uhr, denn da zeigten sich schon die Zeichen ihres Lebensendes. Obwohl sie noch gerne hiergeblieben wäre, so wartete sie dennoch zuversichtlich auf das Kommen der unvergänglichen Herrlichkeit. Ohne Todeskampf schlummerte die Selige dann um 9 Uhr morgens im Frieden ein. Des Herrn Willen war geschehen. Unbegreiflich sind seine Gerichte, und unerforschlich seine Wege. Ja die Wege Gottes sind in solch ernster Zeit oft schwer und unverständlich und dennoch heißt es von ihm: Er führt alles herrlich hinaus. Diese Wahrheit werden wir wohl drüben erst ganz und voll verstehen lernen. Schon gleich nach dem Ableben der Seligen trat die Verwesung unerwartet schnell ein. Die findigen Soldaten machten gleich einen hübschen Sarg fertig und noch am selbigen Tage mußte der schnellen Verwesung wegen des Leichnams bestattet werden. Da aber keiner von unseren Brüdern hier sein konnte, so mußte ich sie selbst bestatten.
Dem Herrn sei Dank, daß er mir dazu Kraft verhalf. Ich wählte zum Begräbnisspruch den Lieblingsspruch meiner lieben heimgegangene Frau: „Fürchte Dich nicht, ich habe Dich erlöset, ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein.“ Die ganze Gemeinde, wie auch 8 weiße Personen nahmen teil am Begräbnis. Und der Kirchenchor sang schöne, tröstliche Lieder. Der Herr tröste alle, welche durch den Heimgang der Seligen betrübt geworden sind und helfe auch uns sie zu überwinden. Aus dem letzten Brief von meiner lieben Frau an Herrn Inspektor Dr. Schreiber werden Sie jedenfalls erfahren haben, daß ich vor mehreren Wochen einen Armbruch erhalten hatte. Ich wurde nämlich zu einer Person 5 Stunden zu Pferde von hier gerufen, die selber krank war und nach 2 Tagen starb. Auf dem Rückwege neigte sich der Tag früher als wir gehofft hatten. (Einen Begleiter hatte ich bei mir). Und gerade als wir nahe der Station waren, strauchelte mein Pferd über einen trockenen Strauch und wurde dann wild. Infolgedessen wurde ich abgeworfen und noch einige Meter mitgeschleift. Dem Herrn sei Dank, dass er mich vor meinem größeren Unglück als den Armbruch bewahrt hat. Nach 14 Tagen gebrauchte ich die rechte Hand schon wieder. Leider ist sie noch nicht hergestellt und deshalb begreifen Sie auch bitte mein fehlerhaftes Schreiben. Mit der Bitte meiner in dieser schweren Zeit fürbittend gedenken zu wollen, grüßt Sie Ihr getreuer Sendbote F. Heinrichs.

Anzumerken ist: Der Grabstein der Verstorbenen befindet sich noch immer auf die Friedhof in Bethanien.