18.09.1893 Bericht Friedrich Heinrichs

Friedrich Heinrichs berichtet der Deputation am 18. September 1893 über das Eintreffen von Lydia Brandt, die anschließende Hochzeit in Bethanien und über den schwer kranken Kapitän Josef Frederiks

Bethanien, den 18. Sept, 1893
In dem Herrn geliebte Väter!

Ein Jahresbericht soll es diesmal nicht sein, derselbe ist mit letzter Post mit unserem Conferenz-Protokoll versandt, nur eine kurze Mitteilung von der Ankunft meiner lieben Braut und unserer Hochzeit. Zunächst aber möchte ich meinen innigsten Dank aussprechen für die Zusendung meiner lieben Braut.
Am Montag, den 14. August nach der Conferenz ritt ich mit einem Ältesten von hier nach Kuibis, um eine Wagen, die dort beim Herrn Hermann schon einige Wochen standen zur Baireise aufs Neue zu rüsten und dann sollte es zur Lüderitzbucht, weil meine Braut schrieb, daß sie am 19. August dortselbst landen würde; wie es aber der treue Herr unser Gott schon oft anders lenkte als ich gedacht hatte, so sollte es auch diesmal gehen. Schon nach einem halben Tage wurde mein Pferd krank und mußte infolgedessen getötet werden. Nachdem wir dann eine sehr kalte Nacht im Sande geruht hatten, gings am anderen Morgen wieder weiter. Eine viertel Stunde Weges zurückgelegt, trat das Pferd meines Begleiters nach der rechten Seite aus und versetzte mir einen heftigen Tritt an meinem linken Fuß. Unter großen Schmerzen erreichte ich am Nachmittag
Kuibis, woselbst Herr Hermann mich freundlichst in sein Haus aufnahm und mit kalten Umschlägen dagegen begann und dadurch nach wenigen Tagen die heftigsten Schmerzen mich schon verließen. Herr Hermann hatte dann auch gleich die Güte meine teure Braut aus der Bai zu holen, weil er meinte, mein Fuß bedürfe der Ruhe. Am 25. August durfte ich meine liebe Braut dann wieder nach langer Zeit begrüßen. War sie auch recht angegriffen von der Reise, so durfte ich meinem Herrn und Gott dennoch danken, daß Er sie so weit gesund erhalten hatte. Am folgenden Tag verließen wir !Kubug und kamen am 30. August gesund und wohlerhalten in Bethanien an. Schon als wir unsere Station erreichten, wurden wir von einer großen Schar bethanischer Reiter abgeholt, welche unseren Wagen begleiteten. Ungefähr eine viertel Stunde noch von unserem Wohnhause entfernt, empfing uns auch der gemischte Chor mit seinen schönen Gesängen und wurden damit bis zu unserem Hause begleitet. Hier empfingen uns die lieben Geschwister Hegner und Wandres, welche noch von der Conferenz zurückgeblieben waren, um unsere Hochzeit mitzufeiern. die lieben Geschwister sowohl als auch die zum Grüßen versammelte Gemeinde bereiteten uns viel Freude. Am 1. September fand alsdann unsere Hochzeit statt, die durch unseren lieben Bruder Hegner vollzogen wurde. Unser Trautext war das schöne Wort vom Josua 24, 15: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“ Möge der treue Herr unser Gott dazu Kraft verleihen, daß wir Ihn in aller Demut und Liebe in seinem Weinberge durch Wort und Wandel dienen können.“ Auch nach dem Traugottesdienst konnten es die lustigen Reiter nicht unterlassen, mit ihren vielfältigen Kriegsspielen unsere Hochzeit zu verherrlichen. Ebenso wurden am Abend noch mache hübsche Lieder vom Chor vorgetragen. Meine liebe Frau und ich waren tief beschämt ob all der Liebe, welche uns entgegen gebracht worden war und fühlten uns dessen unwürdig. Darum soll unser Gebet zum Herrn sein, daß Er all diese Liebe wieder mit viel reichlicherer Liebe vergelten möge.
Auch möchte ich erwähnen, daß unser Kapitän Josef Frederiks von hier schon seit einigen Monaten an einer sehr bösen Krankheit leidet und dieselbe in letzter Zeit so sehr zugenommen hat, daß er nach menschlichem Ermessen nur wohl nur noch eine kurze Zeit leben wird. Dies fühlte der Kapitän auch selber und übergab darum am Donnerstag den 14. September seinem zweit ältesten Sohn, da der älteste zu unfähig ist, seine Regentschaft. Wie ich höre ist sozusagen die ganze Gemeinde damit nicht zufrieden, weil sein Sohn zu grob sei und zu sehr lüge, und wollen jetzt einstimmig meinen Ältesten Cornelius Frederiks zum Kapitän wählen. Wolle unser aller Herrscher und König droben im Himmel, daß keine Uneinigkeit und Zersplitterung in unserer Gemeinde entsteht. Unseren kranken Kapitän aber wolle der gerechte Richter gnädig sein und ihm ein seliges Ende verleihe, damit er im Jenseits die Krone der ewigen Gerechtigkeit tragen darf.
Herzlichst grüßt Sie meine liebe Braut. Ihr gehorsamer Schüler und Sendbot
e F. Heinrichs.“