Der erste Bericht von Friedrich Heinrichs vom 18. November 1891 an Inspektor Schreiber – Die Ankunft im südlichen Afrika und Vorbereitungen auf die Missionstätigkeit in Bethanien
Friedrich Heinrichs betritt erstmals am 7. November 1891 afrikanischen Boden als „Sendbote“ der Rheinischen Mission. Dort bereitet er sich in Wynberg – einem südlichen Stadtteil von Kapstadt – auf seinen Einsatz als Missionar in Deutsch Südwestafrika (Bethanien) vor. Vor allem muss er hier zunächst die Sprache der dort Einheimischen, der Namas, gleichsam als Schüler erlernen. Ein schwierige und anspruchsvolle Aufgabe, die erheblichen Zeitaufwand erfordert.
Wynberg den 18.11.91. – Lieber Herr Inspektor! Dem Herrn sei Lob, Preis und Dank gesagt, daß er uns wohl und gesund in Kapstadt hat landen lassen. Es war der 7. November als unsere Garth Castle in Kapstadt ankam, konnten wir jedoch erst am anderen Morgen das Schiff verlassen.
Weil Sonntag morgen war, besuchten Bruder Beschut und ich gleich den deutschen Gottesdienst. Herr Ritter, welcher uns zunächst begrüßte auf dem Schiff, sagte zu uns, wenn wir wollten, könnten wir auch den deutschen Gottesdienst beiwohnen. Wir haben uns sehr gefreut.Im Lauf des Tages hörten wir aber, daß unsere Bleibe auf dem Schiffe nicht länger sei; wir müßten uns nun in der Stadt Logie suchen. Nun wußten wir nicht wohin. Herr Pelgram kam an diesem Tage nicht, um uns abzuholen, da sind wir dann nach Wynberg zu unserem Bruder Krönlein gefahren, der uns sehr freundlichst begrüßte und beherbergte. Am anderen Morgen fuhren wir wieder zur Stadt, um unser Gepäck in Empfang zu nehmen. Da fanden wir Bruder Weber von Stellenbosch am Landesteg, der uns den ganzen Tag treu geholfen hat. Mit ihm fuhren wir auch zusammen nach Stellenbosch. Wir haben uns sehr gefreut auf einige Tage bei den dortigen lieben Geschwistern verbringen zu dürfen. Sie lassen Alle freundlichst grüßen. Bruder Lückhof hat große Schmerzen am rechten Fuß. Er sagte: „wenn ich noch jung wäre, so würde ich das Bein abnehmen lassen.“ Hoffentlich wird ihn der treue Gott und Herr sehr bald in seinen Himmel abberufen. Vorige Woche war gerade in Stellenbosch eine Konferenz, an welcher die Brüder Esseln, Rat und Weber, von Saron teilnahmen, wo sie über Bruder Brescher und Dönches berichteten. Da wollten wir auch gerne sie kennen lernen und blieben darum dort. Gestern bin ich wieder nach Wynberg zurückgefahren, um den ersten Unterricht der Nama Sprache zu erhalten. Hoffentlich wird mir Bruder Krönlein in den paar Wochen so viel beibringen können, daß ich selber weiter arbeiten kann.
Würde ich am 5. oder 6. November etwa 1 oder 2 Tage früher in Kapstadt angekommen sei, so würde ich jetzt wahrscheinlich bald auf Bethanien sein. Bruder Hegener sagte mir, ich sollte mit dem Dampfer, der am 7. Nachmittags um 5 Uhr Kapstadt nach der Walfischbucht gefahren ist, aber einige Stunden vor unserer Ankunft kommen, dann könnte ich mit dem Ochsenwagen, womit Schwester Bam nach Angra gefahren ist, nach Bethanien fahren. (Anmerkung Riehn: Vor der Ankunft Friedrichs Heinrichs in Kapstadt ist sein Amtsvorgänger in Bethanien, Missionar Bam, gestorben. Seine Witwe, also Schwester Bam, hat den dortigen Haushalt aufgelöst und ist schon unterwegs nach Kapstadt.)
Das ist nun anders gekommen. Bruder Krönlein sagte, wir müssen nun warten bis die Schwester Bam kommt (sie soll diese Woche, Freitag, am 20. November in Kapstadt ankommen) und sehen dann, wie die Sache steht, ob der Wagen in Angra bleibt oder nicht. Ist Letzteres der Fall, so reist er nun über Steinkopf Warmbad zu fahren und die Güter nach Angra gehen lassen, weil da alles zollfrei ist. Schwester Bam soll auch schon jetzt ihre sämtlichen Sachen verkauft haben, so daß ich genötigt bin, in Kapstadt mehr einzukaufen. Schwester Bam wird vorläufig noch in der Kapkolonie bleiben, um sich ein wenig zu erholen.
Bruder Hegener hat auf der Hinreise vom Begräbnis des lieben heimgegangenen Bruder Bam nach Berseba einen Arm gebrochen. Er soll an einem steilen Abhang von seinem Pferd gestürzt sein und sich hierdurch das Unglück zugezogen haben. Der Herr wolle dem armen Bruder seine volle Gesundheit wieder zurückgeben. Bruder Hegener verlangt sehr, daß ich so bald wie möglich hinauf kommen möchte. Ich will es auch thun und möchte gerne heute lieber als morgen. Denn in dem Augenblick, als uns Bruder Ritter am 8. November noch auf dem Schiffe begrüßte und mir die Nachricht brachte, von dem Hingang des lieben Bruder Bams, bekam ich noch größeres Verlangen, so schnell wie möglich zu meinem lieben Bethanien zu kommen. Es könnten mich die Brüder hier nicht noch länger zurückhalten, obwohl die schöne und herrliche Frühlingszeit jetzt bald hier anbricht. Es wird sicherlich auch nicht gut sein, wenn die Gemeinde Bethanien noch längere Zeit verwaist bleiben soll. Der Herr wolle mir schenken, was ich der lieben Gemeinde Bethaniens sein soll und muß, damit sein göttlicher Segen auf der Arbeit ruhen kann und ich in Stande bin, den Nama zu zeigen woher die Macht des ewigen Lebens ist. Grüßen Sie bitte Herrn Inspektor Spiecker und alle anderen Brüder im Hause. In Liebe grüßt Sie Ihr getreuer Friedrich Heinrichs.“
Kommentare Riehn: Das in diesem Schreiben zitierte „Angra“ wird erst nach Lüderitz’ Tod 1886 von der Deutschen Kolonialgesellschaft in Lüderitzbucht umbenannt
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