Bericht Friedrich Heinrichs 02.12.1906

Bericht Friedrich Heinrichs an Inspektor Spiecker vom 02.12.1906

Bethanien, II.XII.1906
Lieber Herr Inspektor!
Ihnen und Ihrer lieben Familie senden wir die herzlichsten Segenswünsche zum neuen Jahr. Der treue Gott und Heiland, der Sie bisher auf allen Reisen so gnädig behütet hat vor so vielen Gefahren, wolle Sie auch weiter behüten und das letzt Ende Ihrer Visitationsreise Ihnen nicht zu viel werden lassen.
Es waren recht schöne Tage, wo Sie bei uns waren, die wir nicht vergessen werden. Die Bastardfamilien sagten, als wir von Ihnen und Br. Fenchel bei Ihrem Wagen Abschied genommen hatten und das Winken mit den Taschentüchern aufhören musste, weil wir nichts mehr von Ihnen sehen konnten, solche Tage und Ausflüge müssten wir öfters haben. Ich schlug dann vor, wenn es gut geregnet, alles schön grün geworden sei und der //Gõa-/gib schönes Wasser habe, dann wollen wir mit den Schulkindern zum fliessenden Fluss einen Ausflug machen, dem sich dann die Erwachsenen ohne Ausnahme anschliessen könnten. Das gefiel allen und die Bastards machten dann auch schon gleich Pläne, was für Kuchen sie backen wollen, woran sich dann auch meine Frau zu betei- ligen versprach um die dann mit Kaffe und Thee im Freien zu verzehren. Heute haben wir hier und besonders im Felde guten Regen gehabt, so dass der Plan schon bald, wenn es weiter gut regnet, zur Ausführung kommen dürfte. Dann wollen wir Ihrer auch wieder besonders gedenken.
Auch unsre Kinder fragen nach sehr oft nach Onkel Spiecker und Fenchel und bedauern jedes Mal, dass Sie nicht wieder hieher zurückkehren können. Glücklich sind sie jedes Mal, wenn Petrus, der Gartenjunge ihnen Morgens, wenn sie aufgestanden sind, eine Schüssel voll frisch gepflückter Feigen vorstellt. Der kleine Anstreicher macht auch nach Ihrem fortgehen noch manchen dummen Streich.
Vor einer Woche war hier nördlich von Bethanien wieder ein kleiner Ueberfall. Es gelang den Rebellen Vieh abzutreiben und 2 Farmern je 1 Gewehr abzu nehmen. Wenn doch der Herr diesen Räubern ein Ende machen wolle. Wie es scheint bekommen wir ein besseres Regenjahr. Wenn es dann Friede wäre, könnten die armen Familien doch wieder ehe ihren Lebensunterhalt finden.
Die Gemeinde lässt herzlich grüssen. Auch meine Frau und unsre Kinder senden herzliche Grüsse, wie auch Ihr im Herrn verbundener F. Heinrichs.

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HARI
Enkel des Missionars Friedrich Heinrichs