Der dritte Bericht von Friedrich Heinrichs vom 18. März 1892 an Inspektor Schreiber – Tödliche Auseinandersetzungen zwischen den Namas und den Damras
In diesem Brief dankt Friedrich Heinrichs aus Berseba (100 Kilometer von Bethanien entfernt) Inspektor Schreiber der Rheinischen Mission für die Unterstützung aus der Heimat. Sendet ihm Segenswünsche und teilt ihm mit, er freue sich über die baldige Ankunft seiner „Braut“. In Berseba hält er sich auf, damit ihn der dortige Missionar Hegener auf sein schweres Amt in Bethanien vorbereitet. Hegener soll ihn zudem dort als neuen Missionar einführen. Friedrich Heinrichs bedankt sich bei Inspektor Schreiber, für die Gelegenheit, die er in Berseba erhalten hat, um sich auf sein Amt in Bethanien vorzubereiten. Die Familie Hegener habe ihn dort wie ihren Sohn aufgenommen.
Erschrocken ist er über die Auseinandersetzungen zwischen einheimischen Stämmen, den Namas einerseits unter der Führung von Hendrik Witbooi und den Damras aus den Bergen andererseits. Witbooi dringt mit seinen Anhänger in das Berggebiet der Damras ein. Dort rauben sie über 2.000 Kühe. Als sie einen zweiten Versuch unternehmen, locken die Damras sie in einen Hinterhalt und töten über 100 Angreifer. Friedrich Heinrichs befürchtet für die Zukunft Schlimmes
„Berseba, 18. März 1893 – Lieber Herr Insp. Dr. Schreiber!
Ich danke sehr für den von Ihnen lieber Herr Inspektor erhaltenen Brief. Insonderheit aber besten Dank für die tröstlichen und stärkenden Worte in Betreff der Gemeinde Bethaniens. Gott wolle mir allzeit helfen, daß ich die volle Wichtigkeit und Herrlichkeit des Amtes erkenne, auf daß die reine Demut und die Ehre des Herren suchend, bei Ausführung desselben, stets bei mir gefunden werden möchte und nicht meine eigenen Sorgen und Gedanken in den Vordergrund treten. Nur so allein kann das Werk zum Preise des Herrn geschehen. Daß ich mich dazu aber allezeit zu schwach fühle, und weil ich darum noch unglücklich bin, ist mir aus meinem bisherigen Leben nur zu sehr bewußt und bitte darum täglich den Herrn: Er wolle in mir Schwachen mächtig sein und alles zu seinem Preis und Ehre geschehen lassen. Auch wollen Sie Herr Inspektor meiner in diesem Stück vor dem…..
Ihr Wunsch, daß ich Ihren lieben Brief auch meiner eigenen Nation erhalten würde, ist jedoch unerfüllt geblieben. Ich habe ihn stattdessen hier auf Berseba bei den lieben Geschwistern daselbst erhalten. Also ist aber auch nicht gefährlich, ein Brief aus der lieben Heimat ist einem überall gleich wert und Liebe, sondern ich danke und bin sich auch, daß es im Gegenteil bedeutend besser ist. Schon erstens deshalb, daß ich hier die schöne Gelegenheit habe in die Nama Sprache und zweitens, in die hier üblichen Gemeindeangelegenheiten eingeführt zu werden. In der Woche nach Ostern erwarten wir Bruder Hegener und ich muß auch nach Bethanien zurückfahren, wo dann meine Einführung daselbst stattfinden soll. Der treue Herr wolle dieses segnen und mich dort zu zum Segen vieler Menschen machen.
Leider ist Bruder Hegeners Arm noch immer nicht in Ordnung und will darum von Bethanien aus, will Gott, nach Port N. reisen, um dort ärztliche Hilfe zu suchen. Möge der Herr dem lieben Bruder doch bald die volle Brauchbarkeit seines Armes wieder zurückgeben.
Sie erwähnen ferner, daß Bethanien von den Wirren hier im Land noch stets verschont geblieben ist. Dem Herrn sei Dank dafür, und wolle es auch ferner in Gnaden davor behüten. Die Unruhen hierselbst nehmen fortwährend zu, denn es geht das Gerücht durchs Land, daß die Damras herunter kommen wollen, um Gibeon und Hornkranz zu vernichten. Die Damras scheinen nach den letzten Siegen noch bedeutend übermütiger geworden zu sein. Es ist Ihnen jedenfalls bekannt, daß Hendrik vor Kurzem wieder einen niederträchtigen Raub ausgeführt hat, indem er mit beinahe 2000 Stück Vieh (Kühe) angezogen kam. Gleich darauf zieht er zum 2. mal hinauf um sein Glück wiederum zu versuchen. Hiervon mußten aber die Damras Kunde erhalten haben und zogen sich darum mit ihren großen Herden in einen sicheren Wartestand zurück. Als nun Hendrik mit seinen Leuten ankam und in der Nähe der verlockenden Herden war, bemerkte er aber, daß diesmal die Luft nicht ganz rein war und versuchte seine Männer zurückzuhalten. Diese aber, weil sie ihrer Dinge ganz gewiß war, ging trotzdem noch hin. Als sie nun nahe bei den Herden waren, kommen die wütenden Damras auf einmal aus ihrem Versteck hervor und überfallen nun von allen Seiten die armen Menschen. Keiner kann mehr fliehen, sondern alle werden mit Keulen, ???? niedergeschlagen. Die zurückgeblieben waren, entflohen natürlich, aber auch von ihnen soll noch mancher getötet sein, sodaß man im Ganzen von über 100 Toten von Hendriks Leuten berichtet. Doch das ist bei dem ??? noch nicht sicher festzustellen, weil immer noch der Eine oder Andere nachträglich zum Vorschein kam.
Nun wollen die Damras herunterkommen, um ihren Blutdurst weiter zu stillen. Was also hier im Land geschehen wird, ist noch nicht mit Sicherheit zu sagen. Der Herr aber wolle, der alles voraussieht, die fortwährenden und dem Werke des Herrn stark hindernden Unruhen und Wirren des Landes doch endlich zum Preise seines heiligen Namens und zur Seligkeit der Menschen auslaufen lassen.
Grüßen Sie bitte alle Brüder der lieben Misssionsschule und die ganze geehrte Deputation, ebenso alle lieben Brüder daselbst. Auch meine herzlichen Grüße an meine liebe Braut.„