Bericht vom 15. Januar 1892 – Fahrt mit dem Ochsenwagen nach Bethanien
und Eintreffen auf der Missionsstation
Am 1. Januar 1892 beginnt Friedrich Heinrichs mit einem Ochsenwagen seine Reise nach Bethanien. Er berichtet über die Reiseschwierigkeiten und das Glück, endlich sein Reiseziel zu erreichen.
„Bethanien, den 15. Jan 1892 – Lieber Herr Inspektor!
Wenn ich Ihnen nun am meiner Reise meine Gefühle zu Ausdruck geben soll, so kann ich dies nicht anders, als wie mit dem Psalm auszurufen: „Lobe den Herrn meine Selle und was in mir ist, seinen heiligen Namen; lobe den Herrn, meine Seele vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.
Am 1. Januar fuhren wir von Angra Pequena ab. Große Schwierigkeiten hatten wir zugleich durchzumachen. Es waren nicht genügend Ochsen gekommen. Anstatt 26 – 28 (soviel hätten es sein müssen, wie der Ochsentreiber sagte), wurden nur 18 Ochsen zu Bai gebracht. Diese konnten den schwierigen Anfang kaum vollführen. Sie waren schon anderthalb Tage weit ohne Wasser angekommen, gerade solange mußten sie nun auch wieder zurück durch Sand und Stein, bis sie Wasser erhielten. Ich war froh als wir Goageb erreicht hatten. Ungefähr 1 Tag bleiben wir deshalb, bis die Ochsen ihren Durst gestillt hatten, dann ging es wieder weiter. Am 5. Januar kamen wir in Aus an. Morgens um 1/2 4 Uhr holte mich schon eine ganze Schar Sängerinnen von Aus ab, die mehrstimmig Lieder sangen. In Aus blieben wir 1 1/2 Tage. Auf Wunsch der Leute habe ich ihnen deshalb unter einem schönen schattigen Baum Gottesdienst gehalten.
Nach guter Ruh ging es wieder mit frischer Kraft weiter. Wir erreichten dann nach schwerer Anstrengung am Sonnabend den 9. Januar Bethanien. Eine 1/2 Stunde vor dem genannten Ort holte mich die Gemeinde mit Gesang ab. Die Leute sangen so lange, bis ich vor meinem Hause stand. Dann kamen alle und reichten mir die Hand, worauf ich ihnen dann für den freundlichen und unerwarteten Empfang herzlich dankte. Während die ganzen Feierlichkeit läuteten die Glocken. Als alle Menschen fort waren, zog ich mich mit dem Ältesten der Gemeinde zurück in das Studierzimmer, wo wir miteinander allerlei in Betreff der kirchlichen Gemeinde Sachen besprachen. Die Leute baten mich auch am morgenden Tage den Gottesdienst zu übernehmen. Drauf sagte ich ihnen aber, daß das schwerlich getan würde, weil Bruder Hegener mich noch nicht eingeführt und ich meine nötigen Kleider noch sämtlich verpackt habe. Darum möge der Älteste ein bisschen den Gottesdienst halten, ich wolle dann, wenn er fertig sei, auch noch einige Worte der Gemeinde zurufen. So habe ich den Anfang und den Schluß gemacht. Der treue Herr wolle den schwachen Anfang segnen.
Bis jetzt nimmt das Grüßen noch gar kein Ende, immer kommen noch neue Menschen, die ihren „nieuwen Leeraar“ sehen wollen. Ich habe aber auch nebenbei gesagt, schon die Erfahrung gemacht, wie die Leute hier das Betteln ausgezeichnet verstehen. Wenn ich nicht viele abweisen würde, so könnte ich den ganzen Tag nichts anderes thun, als die Bettler befriedigen. Recht schöne Zimmer sind es, die ich hier im Hause vorfand. Nur die Küche scheint nicht mehr lange zu halten, denn es will das Dach einfallen. Während der Zeit, daß Bruder Bam fort war, ist dort ein Balken gebrochen. Die betreffende Stelle ist nun vorläufig gestützt, muß aber mit der Zeit durch ein neues Dach ersetzt werden. Heute und morgen bin ich mit der Reparatur des Daches über dem Wohnzimmer beschäftigt, wo es an 2 Tage dieser Woche, an welchen es tüchtig regnete, furchtbar hineinregnete. Mit der Veränderung des Fußbodens im Studierzimmer kann ich jedoch aber nicht vorgehen, bis ich Bruder Hegener und die Konferenz gesprochen habe. ich werde wahrscheinlich, wenn es mir erlaubt wird, doch neue Hölzer auf den Fußboden legen. Es soll ein solcher, wie mir von erfahrenen Leuten gesagt wurde, am billigsten kommen und sehr einfach sein, das wichtigste aber, daß er gesund sein soll: denn wenn ich ihn geölt habe, so läßt ein solcher Boden keine Feuchtigkeit durch. Herr Hermannn, der Ihnen ja bekannt ist wegen der Gr. Viehzucht hier in Bethanien Gebiet, will seine Fußböden auch durch hölzerne ersetzen.“