03.08.1893 Bericht Friedrich Heinrichs

Bericht von Friedrich Heinrichs vom 3. August 1893 – Cornelius Frederiks erhält das Amt eines Kirchenältesten;
Vorfreude, weil die Braut am 19. August 1893 in der Lüderitzbucht eintreffen wird

Bethanien, den 3. Aug. 1893
In dem Herrn geliebte Väter!
In meinem letzten Bericht vom Monat Mai dieses Jahres berichtete ich von den Bau- und Reparaturarbeiten und außerdem von der Aufnahme der Konfirmanden und Täuflinge. Nun möchte ich zunächst erwähnen, daß ich am Sonntag, den 23. April zwei neue Kirchenältesten Cornelius Frederiks und Saul Lambert hierselbst einführen durfte. Es war eine Vermehrung der Ältesten in unserer Gemeinde sehr notwendig, weil von den zwei Ältesten, die vorher hier waren, nur einer sein Amt treu führt, der andere lebt stets draußen im Felde und kümmert sich sozusagen gar nicht um die Gemeinde. Alle Ermahnungen zur Besserung wurden wohl stets bejaht, aber niemals ausgeführt. Selbst die Gemeinde bat ihn, er möge sein Amt doch treuer führen oder aber dasselbe abgeben, damit es nicht so viel Anstoß in der Gemeinde gebe. eigentliche grobe Sünden hat er sich ja nicht zu schulden kommen lassen, aber dennoch ist sein kaltes und träges Wesen so stark, daß er nicht mehr länger würdig ist, ein Ältester zu sein. Darum ist es unsere Absicht diesen Ältesten Noah Bantam in diesen Tagen aus seinem Amt zu entlassen.
Die beiden neuen Ältesten haben bisher ihr Amt sehr treu geführt und auf ihren alten Mitarbeiter Petrus Stoffel wieder zur unser Freudigkeit der Arbeit im Weinberg des Herrn ermutigt. Saul Lambert ist ein dem Herrn in der Stille arbeitender Mensch, dagegen Cornelius Frederiks eine energische Natur. Letzterer ist mir aber besonders liebe, weil er gut lesen, schreiben und rechnen kann und sich sehr gut eignet zum reden und darum geschickt für Predigtreisen. Das Heil in Christo auch anderen Christen und Heiden nahe zu bringen, ist ihm stets eine heißes Verlangen. Vor Kurzem machte er eine kleine Tour, um sein Groß- und Kleinvieh zu kontrollieren und hat dann auf der Reise überall wo Menschen beisammen wohnten, Gotteswort verkündigt, ohne daß ich ihn vorher darum gebeten hatte. So hoffe ich zu Gott in den beiden nun erwählten Gemeindeältesten sowohl eine große Hülfe als auch einen Segen für die Gemeinde gefunden zu haben.
Was sodann den Stand der Gemeinde betrifft, so muß leider auch diesmal neben dem Erfreulichen auch Trauriges mitgeteilt werden, denn in der kurzen Zeit der Absendung meines letzten Berichtes mußten schon wieder 4 Personen der Hurerei wegen ausgeschlossen werden. So traurig und entmutigend derartige Fälle auch sein mögen, so erfreulich und stärkend sind auch wiederum andere Thatsachen, die uns eine Verminderung des Satansreiches und eine Verstärkung des Reiches unseres Gottes und Heilands vorstellen. So kam vor mehreren Wochen ein noch junger unverheirateter Mann mit einem Anliegen zu mir, mit welchem ich schon einige Monate lang viel fürsorgliche Arbeit verrichtet hatte. Dieses Gemeindemitglied lebte in dieser ganzen Zeit ……………..den gesunkensten Menschen wieder aus dem tiefen Schlamm der Sünde zu erretten; denn seien auch die Sünden blutrot so können sie durch das Versöhnungs-Blut des Herren wieder ganz weiß gemacht werden. Darauf beugten wir gemeinschaftlich unsere Kniee und dankten dem Allmächtigen für solche Sündenerkenntnis und Kraft, um die Sünden zu bekennen und baten Ihn weiter, Er möge nun auch den langersehnten Frieder voll und ganz ins Herz schenken. Hierauf bat ich ihn: er möge sich nun auch noch selber in die Stille zurückziehen, um mit dem Herrn seinem Gott zu reden, dann möge er morgen wieder zu mir kommen. So kam er dann am folgenden Tage jedoch nicht mehr betrübt, sondern fröhlich in seinem Gott und sprach zu mir: „Nun erst fühle und weiß ich, daß unser Erlöser auch in meinem Herzen wohnt.“ Dem Herrn sei Dank dafür, daß er als guter Hirte sich der Verlorenen annimmt. Möchten doch noch viele solche Bekenner kommen, um ihre Sünden vor Gott und Menschen zu offenbaren, als statt im Pharisäismus einher zu wandeln.
So Gott will werde ich am Montag den 14. Aug. nach der Conferenz von hier nach der Bai reisen, um meine liebe Braut, welche am 19. Aug. in der Lüderitzbucht ankommen soll, abzuholen. Die lieben Brüdern und Geschwistern Hegener und Wandres werden hier zurückbleiben, um der Hochzeit beiwohnen zu können. Der treue Herr wolle auch dieses Fest mit seinem reichen Segen krönen. Mit der Bitte unser Werk auch ferner fürbittend gedenken zu wollen, verbleibe ich Ihr getreuer Sendbote F. Heinrichs.“