Missionar Hinrich Schmelen

Johann Heinrich Schmelen, eigentlich Johann Hinrich Schmelen (* 07.01.1777 in Kassebruch bei Bremen; † 26.07.1848 in Kommagas, Südafrika) war Missionar der Londoner Missionsgesellschaft (LMS) und Gründer der Missionsstation Bethanien.

Die nach ihm benannte Straße in Kassebruch

Mit etwas Geld vom Vater – viel kann es nicht gewesen sein, die kleine Landwirtschaft warf wenig ab, und Johann Hinrich hatte viele Geschwister – geht er mit 26 Jahren nach London. In der deutschen Gemeinde dort trifft er den Geistlichen Steinfeld, der ihn für die Arbeit als Missionar begeistert. Einmal noch besucht er Kassebruch, dann geht er nach einem Aufenthalt in Berlin zurück nach London und 1811 als Missionar nach Südafrika, erzählt Heinz Gustafsson:

Schmelen unternimmt 1813 eine Reise zur Erforschung der Oranje-Mündung und läßt sich 1814 in Klipfontein – dem späteren Bethanien – nieder

Im April 1814 heiratet Schmelen die 20 Jahre jüngere Namafrau, Zara Hendrichs (*etwa 1795; gest- 2. April 1831), deren Mutter in Steinkopf wohnt. Zara kann in Kapholländisch lesen und schreiben und beherrscht zudem die englische Sprache.Heinrich und Zara Schmelen hatten vier eigene Kinder,[4] die viersprachig aufwuchsen (Deutsch, Khoekhoegowab, Afrikaans, Englisch). Nach Zaras Tod heiratet Hinrich Schmelen in zweiter Ehe Elisabeth Bam (1807–1848), die Schwester von Jan Bam, der später der erste ordinierte „coloured“ Missionar der Rheinischen Missionsgesellschaft wird. Wie seine Töchter unterstützt sie die Missionsarbeit durch Schulunterricht für die Kinder und Bibelstunden für die Frauen. Schmelens zweite Tochter Johanna (Hanna) (1819–1884) wurde die Gattin des Missionars Franz Heinrich Kleinschmidt.

Am 30.05.1814 erreicht Schmelen, begleitet von einer Gruppe Orlams, die ihn beschützen, im Verlauf seiner Expedition Konkiep Revier, wo sich 3 Wasserquellen befinden. In der Nähe trifft er am 02.06.1814 Kapitän Kobus Boois mit seinem Stamm. Sie möchten an seinen Gottesdiensten teilnehmen. Kobus erlaubt ihm, sich bei Klipfontein anzusiedeln und hier eine christliche Gemeinde zu gründen. In einem Brief vom 29.07.1814 berichtet Schmelen Inspektor John Champbell, er habe eigentlich vorgehabt nach seiner Expedition am Oranje eine Mission bei Steinkopf zu gründen. Aber seine Anhänger, die Orlams, hätten ihn daran gehindert Klippfontein zu verlassen. Zudem seien viele Namas vor Titus Afrikaner nach Klipfontein geflüchtet und seien auf seinen Beistand angewiesen.

1815 benennt Schmelen seine Ansiedlung in Klipfontein „Bethanien“. (In dem israelischen Ort Bethanien wurde Jesus von Johannes getauft). Die Begeisterung an den christlichen Lehren war bei den gemischten Anhängern zunächst sehr gross. Schmelen vereinbart unter den Anhängergruppen gleiche Rechte an den Gottesdiensten und der Teilnahme am Unterricht. 1815 registriert Schmelen 15 Männer, 46 Frauen, 25 Knaben und 15 Mädchen, die er nach entsprechendem Unterricht getauft hat.

1817 befiehlt die für ihn zuständige LMS London Missionary Society Schmelen sein Amt in Steinkopf auszuüben. Er behält aber weiterhin auch den Kontakt zu seiner Gemeinde in Bethanien. Trotz seiner Abwesenheit finden in Bethanien regelmässig Gottesdienste durch farbige Katecheten statt. Bis September 1818 lebt Schmelen hauptsächlich in Steinkopf.

Da die Missionsgesellschaft Ehen zwischen weißen Missionaren und einheimischen Frauen zunächst ablehnt, verheimlicht Schmelen seine Eheschließung bis 1817. Wegen seiner Ehe mit der Namafrau, Zara Hendrich, schließt die LMS London Missionary Society Schmelen von 1817 bis 1818 aus der Gemeinschaft aus. Trotzdem missioniert er weiter.

Im September 1818 kehrt Schmelen nach Bethanien zurück. Trotz einer Suspendierung errichtet er sein steinernes Haus in der Nähe der Quelle Albat. Es ist heute das älteste Steinhaus Namibias. (Anzumerken ist jedoch: Das jetzt vorhandene Gebäude ist ein Nachbau). Bauholz ist kaum vorhanden. Schmelen berichtet in seinem Tagebuch von den sehr verschiedenartigen Steinen die in Bethanien zu finden waren und bei dem Bau des Hauses Verwendung fanden. Hier und möglicher weise auch in Aus, beginnt er Gärten und Felder anzulegen, um seiner Gemeinde zu zeigen, dass es auch möglich ist an diesen Orten ständig zu siedeln. Aber die Verzweiflung der Gemeinde wächst wegen der anhaltenden Trockenheit. Die Tiere haben nicht genug Grass. Es kommt zu Streitigkeiten um die Weiden und auch zu Viehdiebstählen, was zu blutigen Scharmützeln führt.

Schmelen bewohnt das Haus bis 1822. Dann verläßt er Bethanien endgültig und zieht nach Steinbrück. Wenig später brennt das Haus nieder. Erst 1842 errichtet es sein Nachfolger Hans Christian Knudsen neu, der es bis 1851 bewohnt. Wenig später übernimmt die Rheinische Missionsgesellschaft das kleine Haus. Heute gehört es zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia. Als Schmelenhaus ist es seit 1. Februar 1952, die Kirche mit Friedhof seit dem 17. August 1952 als Denkmal registriert. Der gesamte Komplex wird wegen seiner Bedeutung für die Missionierung der Nama durch deutsche Einwanderer als schutzwürdig eingestuft.

Dies ist wie oben erklärt nicht das originale Gebäude sondern lediglich um einen Nachbau

Schmelen verläßt 1822 auch wegen der anhaltenden Dürre Bethanien und zieht ganz nach Steinkopf..

1825 stirbt Kobus Boois (Frederiks). Von 1825 bis zu seinem Tod 1842 ist Josef Frederiks I (Boois) der Kapitän vom Platz Bethanien. 1828 versucht Schmelen erneut nach Bethanien zurückzukehren, findet aber das Land in Dürre und von Heuschrecken kahlgefressen vor. Schmelen schreibt:“Wir hören von nichts als von Unterdrückung und Verfolgung. Die armen Nama werden von den Orlams oft so schlecht behandelt, dass mir das Herz blutet. Die
Afrikaner und die meisten meiner Leute behandeln die Eingeborenen (Namas) in einer abscheulichen Weise, nicht nur, indem sie ihnen alles vorenthalten, sondern auch, indem sie die Frauen und Kinder als Huren benutzen und sie schlechter als Sklaven behandeln.