Bericht Friedrich Heinrichs 12.09.1905

Bericht Friedrich Heinrichs an die Deputation vom 12.09.1905 – Weiterhin Unruhe: Hendrik Witboois mit seinen Leuten raubt Rinder, Pferde und Kleinvieh; Kapitän Paul Fredriks frönt dem Branntwein; neue Gefechte mit Toten auf beiden Seiten.

Bethanien, den 12. Sept. 1905
In dem Herrn geliebte Väter!
Meinen letzten Bericht von Mitte August und Geburtsanzeige werden Sie wohl in den nächsten Tagen empfangen.
Vom Abgangstage obigen Berichtes an bis vor einigen Tagen noch hatten wir hier wieder eine recht unruhige Zeit. Noch ehe das Hauptquartier hier ankam und nach Chamis reiste und nachdem es dort angekommen war und auch von Osten wie von Norden Truppen heran rückten, wurden hier bei /Umub und bei Zuurberg (Sauerberg) von Hendrik Witboois Leuten Rinder, Pferde und Kleinvieh geraubt.
Vor 1 ½ Woche wurde sogar das Kleinvieh vom Kaufmann Deutlinger und dem Bastard Willem Izaak beide wohnhaft hier, von Witbooileuten (vielleicht Samuel Izaak) hier von der Platzweide fort geholt. Bei diesem Raub wurden auch leider die Hirten mit ge- raubt, unter ihnen auch ein Sohn von dem Bastard Willen Izaak, worüber die Mutter fast untröstlich ist. Cornelius Fredriks soll mit Arbaham Kovike (!Hoaxa-!naser von früher her) hier im Süden am Fischfluss sein Unwesen treiben. Hendrik Witbooi soll mit einem Teil seiner Leuten hier aus dem Norden leider wieder entschlüpft sein und auf einmal im Osten von Keetmanshoop wieder rauben. Es scheint also noch gar nicht so ruhig, wie man vielleicht glaubt und unsre Truppen werden noch viel in diesen schwierigen Gelände und bei dessen grosse Ausdehnung zu tun haben bis sie den stets flüchtenden und raubenden Feind machtlos gemacht haben.
Der hiesige Kapitän Paul Fredriks hat in den letzten Wochen oft ganz unglaublich dem Brantwein gefrönt, sodass ich ihn von dem Abendmahl, welches wir am letzten Sonntag mit 91 Gliedern feierten, zurück setzten musste. Seine Frau ist unglücklich über das Betragen ihres Mannes und fürchtet die Zukunft für ihre Familie. Leider in Unmengen wird der Brantwein oft in den Storen feil geboten, dagegen Mehl und Reis können die Leute nicht haben. Einige Frachtfahrer sind wegen Abgabe von Spirituosen an Eingebore- nen bestraft worden. Hoffentlich wir das helfen. Einzelne Personen, welche seiner Zeit von Klein/aub geraubt wurden und deren Männer hier sind, wurden von dem Bezirkamt in Keetmanshoop hierher wieder zurück gesandt.
Gerade in diesem Augenblick wird mir mitgeteilt, dass nördlich von hier ein Gefecht statt gefunden habe, in welchem auf unsrer Seite 2 Tote und auf Seite der Witboois 45 Tote sein sollen. Noch soll aber dieses Gerücht geheim bleiben.
Hiermit für heute alles, was ich Ihnen mitzuteilen hätte.
Mit herzlichem Gruss Ihr ergebener Sendbote
F. Heinrichs

author avatar
HARI
Enkel des Missionars Friedrich Heinrichs