30.07.1893-Bericht Hegner

Missionar Hermann Hegner berichtet über seine- Schul- und Kirchenvisitation
in Bethanien vom 30. Juli bis 4. August 1893

Hegner trifft am 29. Juli 1893 in Bethanien ein. Leider begegnet er nur wenigen Gemeindemitgliedern. Die meisten sind unterwegs. Es mangelt nämlich an Lebensunterhalt. Hinzu kommt Heinrichs muss am 4. Juli die Station verlassen und die lange Reise antreten, um seine Braut in Angra-Pequena zu empfangen. Er muss aber umkehren. Erst einen Tag vor dem Eintreffen von Hegner kehrt er in die Station zurück.

„Schul- und Kirchen-Visitation in Bethanien vom 30. Juli bis 4. August 1893.
Nachdem es sich herausgestellt, daß die Conferenz in !Goxas nicht stattfinden darf, der andaurenden Lungenseuche wegen, so hatte ich bei Bruder Heinrichs angefragt, ob wir vielleicht in Bethanien Conferenz samt Kirch- und Schul-Visitation stattfinden könne. Er antwortete nicht nur zustimmend, sondern fügte auch hinzu, daß die letztere nötig sei. So traf ich dann Sonnabend am 29. Juli hier ein, um mit derselben zu beginnen. Vorab sei aber bemerkt, daß ich die Gemeinde leider nicht vollständig beisammen fand. Der Mangel an Lebensunterhalt hat manche ins Außenfeld getrieben und der Bruder Heinrichs am 4. Juli seine Reise nach Angra-Pequena angetreten hatte, um seine liebe Braut dort zu empfangen, so war Niemand hier, der die auswärtigen Gemeindemitglieder zu rechtzeitiger Umkehr mahnte. Leider mußte Bruder Heinrichs nach vergeblichem Harren auf !Kubub (4 Tagesreisen vor der Bai) wieder umkehren und war erst am Abend vor meiner Ankunft hier eingetroffen.
Am Sonntag Vormittag hielt Bruder Heinrichs die Predigt über Matthäus 16, 24 – 28, am Nachmittag predigte ich über das Evangelium des IX p. Trin . Lucas 16, 1-6. Beide Gottesdienste waren nur mittelmäßig besucht.
Am Montag Nachmittag begannen die Hausbesuche, am Mittwoch Mittag waren dieselben beendet. Am Nachmittag war Bibelstunde über Col.3,12 – 14, die ziemlich besucht war.
Am Donnerstag fand nach der Morgenkirche die „Schulprüfung“ statt. Es hatten sich dazu 60 Kinder eingefunden. Nach Gesang und Gebet begann die Prüfung in der „biblischen Geschichte“ des alten und neuen Testaments, die zur Zufriedenheit ausfiel.- Als zweiter Befragungsgegenstand folgte der Katechismus. Die I. Classe konnte die 10 Gebote, das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser ohne Auslegung vollständig. Darauf wurden die zwei ersten …stücke nach dem Nama-Katechismus überprüft und zum Schluß sagte eine Schülerin der I. Classe, die letztes Mal konfirmiert worden war, das V. Gebot ohne Fehler her. Hieran schloß sich das Aufsagen von Bibelgeschichten [Psalm 23; Seligspeisungen Mathäus 11,28] und Lieder [Beveel steds al unser wegen …. ] an. Alles fiel zur Zufriedenheit aus. Da es bereits Mittagszeit geworden war, so trat eine Pause ein. Am Nachmittag fand zuerst Rechnen statt. Nachdem die ganze Classe in der üblichen Weise von 1 – 100 vollständig und nama gezählt, schieden sich die Abteilungen I. und II. zum
Rechnen ab, die III. Abteilung wurde noch im Zahlenkreis 1 – 20 überhört, worauf noch leichte Additionen und Substraktions-Fragen gestellt wurden. Zuletzt wurden die Aufgaben der I. und II. Abteilung nachgesehen, dieselben waren zum Teil richtig, den Meisten ist freilich das Rechnen eine ganz schwierige Operation., sie können nicht sehr von der Stelle kommen, als bis man ihnen einige Male geholfen hat, und wo sie solch eine Hülfe nicht haben können, da nehmen sie ihre Zuflucht zum Abschreiben. Im ganzen genommen muß ich leider sagen, daß das Rechnen recht schwach ausfiel.
Nach dem Rechnen folgte das Verhör im Lesen, Buchstabieren und Alphabet. Die ABC -Klasse bestand aus 29 Kindern, von denen nur 3 die Buchstaben außer der Reihenfolge in etwa konnten. Die I. Buchstabier-Classe bestand aus 8 Kindern, von denen 4, die II. aus 14, von denen 5 zur Zufriedenheit buchstabierten. Die II. Leseklasse bestand aus 3 Kindern, von denen 2 das Nama zur Zufriedenheit, das Holländische mittelmäßig lasen. Während des Verhörs der Classen schrieb die I. Classe, bestehend aus 3 Knaben und 1 Mädchen im Schreibheft. Die Schrift von 2en war genügend, die der beiden anderen schwach. Schließlich wurde auch diese Classe im Lesen geprüft, sie las Johannes 4 – und zwar Verse 1 – 15 – in Nama. Vers 16 bis 52 in holländisch gut. Da es mittlerweile Abend geworden war, so wurde die Prüfung zwar geschlossen, der I. Classe aber aufgegeben, das Lied „Es waren herders te Bethlehem“ bis Freitag Morgen aus dem Gedächtnis aufzuschreiben. Die Durchsicht ergab 25 bis 30 Fehler. Es wird sich empfehlen durch derartige Aufgaben oder wöchentliche wiederkehrende leichte Diktate das Nachdenken der Kinder mehr zu wecken und zu schärfen.
Am Freitag Vormittag fand I. die Ältesten-Versammlung statt. Sämtliche Ältesten waren gegenwärtig. Die Sitzung wurde von Bruder Heinrichs durch gebet eröffnet. Es handelte sich um 3 Punkte. 1.